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Schönes Naturprodukt aber nicht ganz einfach zu verarbeiten und nicht ganz billig

Hubertus
14.05.2022
Grundsätzlich bin ich von Kalkfarbe sehr begeistert. In der Vergangenheit hatte ich bereits Wirtschaftsräume mit „normalem“ Sumpfkalk gestrichen (klassisch mit der Bürste). Die Optik war mir dann für mein Wohnzimmer allerdings doch etwas zu rustikal und die Arbeitsmethode etwas zu schmutzig für die Stadtwohnung (sanierte nur ein einzelnes Zimmer) weswegen ich mich für die Wände für den Alpenkalk Rollputz und für die Decke für die Kalkfarbe entschieden hatte.

Um einen rein natürlichen Aufbau zu erhalten entfernte ich alle alten Tapeten und Anstriche und strich die Wände wie empfohlen mit Alpenkalk vor. Der Untergrund war jeweils eine geschliffene Gipsspachtelmasse, die ich zuvor mit dem Alpenkalk Tiefengrund behandelte. In der Heizkörperniesche beließ ich jedoch den Altanstrich und die Alpenkalk Innenfarbe haftete prima (hier arbeitete ich mit dem Pinsel). Die Schichtdicke wurde aber ebenfalls enorm.

Leider erreichte ich auf den anderen Flächen mit der angegebenen Anzahl an Anstrichen (unter Verwendung der empfohlenen Rollen) keine zufriedenstellende Deckkraft und musste nochmal nachbestellen wodurch das Projekt am Ende ziemlich teuer für mich wurde.

Die Verarbeitung fand ich nicht einfach. Die Kalkfarbe und vor allem der Rollputz reagieren sehr empfindlich darauf, nicht genau mit derselben Geschwindigkeit und demselben Druck gerollt zu werden. Im Kreuzgang zu arbeiten ist hier sehr wichtig, in den Ecken aber leider kaum möglich. Letztendlich habe ich halbwegs gute Flächen hinbekommen, bin aber gerade mit den Dekenanschlüssen leider nicht zufrieden. Ich bin kein geübter Maler, also mag einiges davon auch meinem mangelnden Talent geschuldet sein. Mit einer „benutzerfreundlicherern“ Farbe hätte ich mir allerdings ein besseres Ergebnis zugetraut.

Das Ergebnis ist auch nicht schlimm, und fällt den meisten Menschen ohne Affinität zum Maler-Handwerk vermutlich nicht negativ auf, aber angesichts dessen, wie viel Zeit, Geld und Emotionen ich für das Projekt investiert hatte, hätte ich mich innerlich auf ein perfekteres Ergebnis gefreut gehabt.

Im Großen und Ganzen bin ich aber sehr glücklich über meine gekalkten Wände und genieße den natürlich weiß strahlenden Raum. Auch fand ich es toll, bereits beim Arbeiten gute Luft und keine umweltschädlichen Waschwässer zu haben. Ein gutes Rührwerk ist übrigens ein Muss, da die Eimer deutlich entmischt ankamen.

Noch einmal würde ich das Produkt allerdings vermutlich nicht kaufen, sondern entweder zur ebenfalls mineralischen aber günstigeren und einfacher zu verarbeitenden Silikatfarbe greifen oder zur klassischen Sumpfkalk/Bürsten-Methode zurückkehren. Lieber ehrlich rustikal gebürstet, als suboptmal gerollt. Und der Preis für einen Sack Sumpfkalk ist verglichen mit diesem Produkt kaum der Rede Wert. Ein entscheidender Vorteil von Alpenkalk ist allerdings, dass der Anstrich anders als reiner Sumpfkalk quasi gar keinen Abrieb zeigt. Ob einen das stört, muss man selbst entscheiden. Ich reibe mich normalerweise nicht mit dem schwarzen Anzug an der weißen Wand.

Auf jeden Fall wieder kaufen (wenn ich nicht noch mehr als die Hälfte übrig hätte) würde ich den Alpenkalk Tiefengrund. Dieses Produkt hat einen sehr wertigen Eindruck auf mich gemacht, hatte einen fairen Preis und die Reichweite entsprach den Angaben. Aus meiner Sicht ergibt es wenig Sinn, den mineralischen Untergrund unter seiner tollen Kalkfarbe mit einem Dispersions-Tiefengrund zu verschließen. Umgekehrt sollte man den Tiefengrund auf Wasserglasbasis mit beliebigen anderen Anstrichen fortsetzen können. Ein weiteres großes Plus verglichen mit anderen Tiefengründen ist für mich, dass er farblos ist.

In Summe vier Sterne von mir mit dem einen Abzug wegen der geringeren als beworbenen Deckkraft und dem hohen (beziehungsweise dadurch noch höheren) Preis. Meine Unzufriedenheit über die Oberflächenqualität lasse ich nicht mit einfließen, weil ich einen Mangel an eigenem Können nicht dem Produkt zur Last legen will. Aber man sollte sich vor dem Kauf bewusst sein, dass der Anstrich nicht „automatisch“ perfekt aussehen wird, und man am Ende selbst für sein Ergebnis verantwortlich ist.
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