Social Commerce – die soziale Ausprägung des E-Commerce
Instagram öffnen, durch den Feed scrollen, mal hier ein Bild liken, mal dort eine Story anschauen. Auf dieser alltäglichen Reise durch Social Media entdecken Nutzer auch diverse Produkte, die das Interesse wecken. Mit nur einem Klick auf das entsprechende Bild werden sofort Informationen, wie Preis und Bezeichnung angezeigt. Ein weiterer Klick auf das gewünschte Produkt und man gelangt zum Checkout. Wenige Sekunden später, nach Eingabe der erforderlichen Informationen, ist der Kauf bereits abgeschlossen – ohne überhaupt die App verlassen zu haben. Möglich wird dieser reibungslose Kauf durch Social Commerce.
Was ist Social Commerce?
Beim Social Commerce (manchmal auch Social Shopping) handelt es sich um eine Zusammensetzung der Worte Social Media und E-Commerce. Unternehmen nutzen dabei soziale Medien als Werbeplattformen, um ihre Produkte sowie die eigene Marke bekannt zu machen. Dabei können Kaufempfehlungen gegeben werden, die direkt auf der Social Media-Nutzung basieren und somit weitgehend den Interessen der Nutzer entsprechen.
Und nachdem Konsumenten die Plattformen bereits seit einigen Jahren nutzen, um sich über Produkte und Marken zu informieren und Inspirationen zu sammeln, können sie seit geraumer Zeit auch den Einkauf selber über das jeweilige soziale Medium tätigen. Durch den sogenannte In-App-Checkout müssen sie dazu nicht mal mehr von der Social Media-App zur Unternehmensseite wechseln. Eine zusätzliche Hürde auf dem Weg des Kunden wird somit eliminiert, die Hemmschwelle zum Kauf dadurch herabgesetzt.
Was ist an Social Commerce so besonders?
Ein großer Nachteil des E-Commerce in Abgrenzung zum stationären Handel wird oft im fehlenden sozialen Aspekt gesehen. Nur erschwert ist ein Austausch über Produkte und Marken möglich. Nicht so beim Social Commerce! In den sozialen Medien wird das Teilen von Erfahrungen aber auch von Kritik gefördert und es entsteht ein Dialog, der die Basis des Social Commerce bildet.
Darüber hinaus haben Unternehmen durch Social Commerce die Chance, statt reinen Produktplatzierungen die Geschichte des Produkts oder der Marke zu erzählen. Von der ersten Idee über die Entwicklung und die Menschen dahinter, bis hin zum finalen Produkt. So wird dem Kunden ein Blick hinter die Kulissen gewährt und das Unbekannte hinter einem finalen, käuflichen Artikel wird gelüftet. Das Produkt gewinnt an Tiefe und wird in gewisser Weise sogar vermenschlicht. Die damit einhergehende aufgebaute Sympathie und Faszination lockt neue Kunden an und sorgt für eine steigende Reichweite.[1]
Gut vorstellbar also, dass die Umsätze eines Online-Shops durch Social Commerce steigen können, aber es gibt auch die ein oder anderen zusätzlichen Vorteile, die nicht übersehen werden sollten. Durch die verstärkt stattfindende Konversation kann Kundennähe hergestellt werden, die zum Vertrieb eines Produktes grundsätzlich immer förderlich ist. Des Weiteren können Unternehmen dieses Feedback nutzen, um Geschäftsmodelle anzupassen, den Kundenservice zu verbessern und eben auch die Produkte ganz im Sinne der Kunden weiterzuentwickeln.
Social Commerce in Action
Im Gegensatz zu China, wo das Modell Social Commerce bereits fester Bestandteil der gängigen Apps ist, befindet es sich in Europa noch eher in den Anfängen. Verschiedene Plattformen testen immer wieder neue Funktionsweisen, ändern das Modell ab oder verwerfen es wieder komplett. So hat zum Beispiel Twitter im Jahre 2016 (2 Jahre nach der Implementierung) ihr Social Commerce-Modell wieder eingestampft. Andere Plattformen nutzen die Strategie hingegen erfolgreich und entwickeln deren Funktionen kontinuierlich weiter. So zum Beispiel Facebook, Instagram und Pinterest.[2]
Facebook war eine der ersten Plattformen, die anfing, Social Commerce-Funktionen zu implementieren. So kann man für das eigene Unternehmen eine Shop-Seite erstellen, auf der man nach Eingabe der Shopdetails auch einen eigenen Produktkatalog hochladen kann. Mithilfe von E-Commerce-Lösungen wie Shopify und BigCommerce lässt sich der Kauf auch direkt auf Facebook abwickeln.
Mithilfe des eingerichteten Produktkataloges lassen sich anschließend sogenannte Dynamic Ads schalten. Hierbei werden personalisierte Werbeanzeigen an Personen ausgespielt, die bereits Interesse an der jeweiligen Marke gezeigt haben. Dazu muss lediglich zu Beginn eine solche Anzeige gestaltet werden, den Rest erledigt Facebook ganz automatisch.
Außerdem bietet der Social Media-Riese den Facebook Marketplace an, der oft mit Ebay Kleinanzeigen verglichen wird. Hier können Nutzer Produkte kaufen, verkaufen und auch verschenken.
Dass Instagram für Unternehmen nicht zu vernachlässigen ist, wurde mittlerweile schon oft thematisiert. Aber durch die stetig verbesserten Social Commerce-Aspekte der Facebook-Tochter bietet die Plattform nun auch immer mehr Möglichkeiten zur tatsächlichen Verkaufsabwicklung.
So gibt es bereits seit 2016 sogenannte Shoppable Tags. Voraussetzungen hierzu sind die Nutzung des Unternehmenskontos auf Instagram, sowie das Hinterlegen des Produktkataloges bei Facebook. Anschließend muss dieser Katalog mit dem Instagram-Profil verknüpft werden und schon lassen sich Produkte auf Bilder markieren (ähnlich wie bei einer Person). Klickt der Nutzer dann auf das Bild, bekommt er eine Vorschau des Katalogbildes, sowie den Namen und Preis des Produktes angezeigt. In den Stories ist diese Funktion seit 2018 ebenfalls verfügbar.
Anfangs wurde der Nutzer nach Tippen auf das jeweilige Produkt dann auf die Unternehmensseite weitergeleitet und musste den Kauf dort abschließen. Nach eigenen Angaben von Instagram tippen monatlich 130 Millionen Instagrammer in solchen Shopping-Posts auf markierte Produkte. [3]
Um dieses enorme Potential weiter auszuschöpfen, wurde in 2019 die Checkout-Funktion vorgestellt. Hier findet der gesamte Kaufvorgang direkt in der App statt. Lediglich Adresse und Zahlungsinformationen müssen auf Instagram hinterlegt werden und schon kann man ohne Instagram zu verlassen, bei verschiedenen Shops einkaufen. Allerdings haben Nutzer Bedenken in Hinblick auf Sicherheit und Privatsphäre: 80% geben dies als Grund dafür an, noch keinen Kauf über Social Media getätigt zu haben. [4]
Das soziale Medium Pinterest wird vor allem dazu benutzt, neue Ideen zu entdecken und Inspirationen zu sammeln – augenscheinlich ein guter Ort, um seine Produkte zu bewerben und zu verkaufen. Schaut man sich ein paar Statistiken an, so wird diese Vermutung bestätigt: 93 % der Pinner nutzen die Plattform zur Kaufplanung und 73% der aktiven Nutzer geben an, etwas gekauft zu haben, weil sie es auf Pinterest gesehen haben. [5]
Und durch die Einführung der Katalog-Funktion im März letzten Jahres sind diese Statistiken durchaus vielversprechend. Die Funktion erlaubt es, den gesamten Produktkatalog hochzuladen und die einzelnen Artikel anschließend in kaufbare Produkt-Pins umwandeln zu können. Zusätzlich bietet Pinterest mittlerweile das Feld „Shop“ für Unternehmensprofile an, über welches Nutzer einkaufen können.
Fazit
Während Social Commerce in China bereits fester Bestandteil des Social Media-Alltags ist, werden die verschiedenen Funktionen in Deutschland gerade erst nach und nach eingebaut und verbessert. Und wie auch bei anderen Trends, die mehr oder weniger noch bevorstehen, bleibt die Entwicklung abzuwarten. Jedoch nicht, ohne als Unternehmen bereits die ersten Schritte zu gehen und diese Möglichkeit voll auszuschöpfen.
[1] CXL: Social Commerce (2019)
[2] mobile zeitgeist: Social Commerce: Eine Bestandsaufnahme (2019)
[3] Instagram Business: Neu bei Instagram Shopping: Checkout (2019)
[4] SUMO Heavy: Shoppers Have Mixed Views on Social Commerce (2018)
[5] Ahalogy: Pinterest Media Consumption Study (2016)